
Als Daniel sich eines Samstagsmorgen in voller Mountainbike-Ausrüstung auf den Weg zum Biken machen wollte, traf er im Treppenhaus auf seine Nachbarin. Während der Unterhaltung kamen sie auf den Spessart, der ja quasi vor Daniels Haustür liegt. Zu dieser Zeit war Daniel meistens im Taunus (Nordwestlich von Frankfurt) unterwegs. Daniels Nachbarin empfahl ihm mal den Spessart zu testen.
Also wurde die alte WhatsApp-Gruppe von unserem Norwegen Trip aus dem letzten Jahr reaktiviert und durch ein paar Freunde von Daniel aus dem Frankfurter Raum erweitert.
So begleiteten uns diesmal Andi, Georg und noch ein Daniel, sowie Alex von der Bikeschule Bikeflow, der sich im Spessart auskennt, wie in der eigenen Westentasche.
Planung
Bei der Planung hatten wir Unterstützung von Alex, der sich um die Tourenplanung gekümmert hat und uns durch seine Heimat, den Spessart, geguidet hat.
Wir mussten demnach nur unsere Anreise planen und zum vereinbarten Treffpunkt kommen.
Aber etwas Neues wollten wir dieses Mal schon noch ausprobieren. Also haben wir kurzerhand einen VW California Bulli von roadsurfer bekommen, um das Bike-Wochenende in einem Campervan zu verbringen. Dabei geholfen hat uns die Spessart-Tourismus, Alex und natürlich die Jungs und Mädels von roadsurfer. Wir haben noch all unsere Logos auf den Van geklebt und los ging es mit der “Promo-Tour” in den Spessart!
Abgesehen davon hatten wir diesmal nicht so viel Aufwand bei der Planung. Wir haben inzwischen unsere Packliste so optimiert, dass wir nicht alles zwei Mal mitnehmen müssen. Aufgrund der guten Infrastruktur haben wir die meisten Einkäufe vor Ort gemacht. So konnten wir auch noch immer Essen und Getränke holen, wenn die Vorräte zur Neige gingen, was doch erstaunlich schnell gehen kann!
Beste Reisezeit
Generell kann man im Spessart das ganze Jahr über biken, wenn die Bedingungen es zulassen. Den Link zum Wetterbericht ersparen wir euch an dieser Stelle.
Der FlowTrail Bad Orb ist von April bis Oktober geöffnet, es gibt aber keinen Eingang, an dem man ein Ticket ziehen muss. Gewünscht ist, dass die Trails im Winter geschont werden, ebenso bei schlechter Witterung im Sommer. Die Öffnungszeiten findet ihr hier.
Wie kommt man hin
Mit dem Auto:
Am besten geht es tatsächlich mit dem Auto. Zum Beispiel aus Richtung Norden oder Süden über die A7 bis Fulda und dann auf die A66. Von Frankfurt kommend geht es ebenso auf die A66. Je nachdem welches Ziel ihr als erstes anfahren wollt geht es dann noch etwas über die Landstraße. So erreicht am schnellsten alle Orte im Spessart.
Mit Bus und Bahn:
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltet sich dies schon etwas aufwändiger. Mit der Bahn kommt man bis zum Bahnhof Wächtersbach. Dann gilt es in den Bus nach Bad Orb zu steigen und von dort mit dem Bike der Ausschilderung zum Flowtrail ins Haseltal zu folgen.
Unterkünfte
Im hessischen Spessart habt ihr eine Vielzahl an Möglichkeiten unterzukommen. Je nach Urlaubskasse geht es auf den Campingplatz, eine Pension/AirBnB oder halt ein Hotel. In fast jedem Städtchen findet ein Option für Iso-Matte und Zelt bis hin zum 5-Sterne Hotel.
Uns hat die Campervan-Variante von roadsurfer am besten gefallen. So konnten wir nach Belieben den Standort wechseln und verschiedene Spots im Spessart anfahren.
Eine Auswahl an mountainbike-freundlichen Gastgebern in der Region findet ihr hier.
Sprache
Natürlich Deutsch, auch wann man als Norddeutscher das Hessische eher als Fremdsprache wahrnimmt. 😉
Verpflegung
Egal durch welches Dörfchen oder Städtchen ihr kommt, ihr findet immer ein Wirtshaus oder Supermarkt wo es etwas Leckeres zu essen gibt.
Wir sind am ersten Abend ins Jagdhaus Haselruhe eingekehrt. Hier bekommt ihr viele regionale Gerichte und vor allem Wild aus der Region, in sämtlichen Varianten!
In Roßbach gibt es ein kleines Café Namens Café Koller, welches man nicht gleich als solches erkennt. Aber was man dort an Kuchen und Torten bekommt ist echt gut. Eine Empfehlung welches das beste Stück Kuchen ist, können wir euch nicht geben, es hat allen geschmeckt, also selber hinfahren und ausprobieren!
Das Gasthaus Wiesbuettsee liegt oben an der L2905. Hier kann man sich vor den letzten Höhenmetern und dem anschließenden Downhill stärken.
Nach unserer Tour in Roßbach waren wir zu fertig um den Campingkocher noch anzufeuern. Zufällig lief uns ein Dönerladen über den Weg www.döneriapizzeria.de/. Zu unserer Überraschung war es mehr als ein Dönerimbiss so wie wir ihn aus Hamburg oder Frankfurt kennen. Es hatte mehr von einem Restaurant und es gab nicht nur Döner und verschiedenste orientalische Variationen sondern auch Pizza.
Für den nächsten Besuch hat uns Alex noch die besten Burger im Spessart empfohlen: The Orbärs. Wir waren nicht dort, aber Alex kann man trauen 😉
Touren
Tag 1:
Begonnen haben wir mit dem Horseshoe Trail, der Vereinsstrecke des “Schlappe Waden e.V.” Vom Parkplatz ging es ein kurzes Stück bergauf bis zum ersten Trail-Einstieg. Wer will kann noch etwas weiter hochfahren, denn der Trail hat zwei Einstiege, deren Strecken später wieder aufeinander treffen. Der Horseshoe Trail beginnt als Singletrail und ist relativ steil mit ein paar gebauten Kurven. Im Verlauf der Strecke ist der Trail mit gebauten Hindernissen gespickt. Spaßig wurde es nachdem man den Waldweg gekreuzt hat. Hier verläuft der Trail immer noch auf Waldboden, aber es reihen sich kleinere und mittlere Sprünge und Kicker mit Gaps hintereinander. Das Ganze wird abgerundet von einigen kleineren Anliegerkurven. Anfänger sollten vielleicht nicht unbedingt alles auf Anhieb springen. Aber wer schon fortgeschrittener ist wird hier seinen Spaß haben.
Nachdem man das zweite Mal einen Waldweg gekreuzt hat, läuft der Trail etwas flacher aus. Aber hier kommt man mit ausreichender Geschwindigkeit auch auf seine Kosten. Kurz vor dem Ende gibt es noch eine Rampe aus Holz von der man droppen kann.
Auf einem Waldweg, der später immer schmaler wird geht es dann bergauf und zurück zum Startpunkt. Das kann man dann so lange machen bis die Sonne untergeht.
Wir haben noch einen kleinen Schlenker eingebaut und sind einen kurzen Trail gefahren, der sich wie ein langgezogener Pumptrack anfühlt. Mit ordentlich pushen kann man schnell Geschwindigkeit aufbauen auch ohne zu treten.
Tag 2:
Geweckt von zwei lauten Knalls, die unseren Bulli ordentlich durchgeschüttelt haben starteten wir in den Tag. Wir wissen bis heute nicht genau, was es war, tippen auf Überschallflieger oder den Start der Zombie-Apokalypse. Einige Tage später stellte sich heraus, dass es Zweiteres wohl doch nicht gewesen sein konnte.
Während unseres Frühstücks hat es dann leider angefangen stark zu regnen, so dass wir das Frühstück bis in den späten morgen ausdehnten. Gegen Mittag hörte es endlich auf zu regnen und wir starteten erstmalig mit E-MTBs von NOX, die Alex für uns zum Testen organisiert hatte.
Mit elektrischer Unterstützung ging es vom Parkplatz Haselruhe los. Die Steigungen am Berg sind plötzlich nicht mehr so steil, wie man angenommen hätte. Oben angekommen fing es noch einmal kräftig an zu regnen. Also kurze Pause!
Nach etwa einer halben Stunde Regen ging es nun endlich los in die Trails! Der Boden war noch leicht feucht, sodass man bei den nassen Wurzeln sehr aufpassen musste. Ansonsten war es ein perfekter Einstieg in den Biketag. Der Trail war ein klassischer Singletrail auf Waldboden, natürlich ganz ohne gebaute Elemente.
Nach dem ersten Trail ging dann es über den “Übungsparcours” zurück zum Parkplatz. Der Übungsparcours ist ein ca. 500 m langer Trail, der mit vielen kleinen Hindernissen gespickt ist, um sich als Anfänger langsam und sicher an das Thema Mountainbike heran zu tasten.
Danach ging es auf gleichen Wege erst einmal wieder hoch. Über die MTB-Route 5/19 (Beilsteinschleife mit einen Abschnitt auf dem Eselsweg) ging es auf einem entspannten Teilabschnitt zum Einstieg des “DonBosco-Trails”. Auf diesem circa 4 km langen Trail vernichtet man nicht sehr viele Höhenmeter. Er verläuft entlang der Höhenlinie und man rollt immer wieder kleinere und größere Rampen runter und rauf und pusht das Bike durch Kurven. Es heißt also keinen Speed verlieren!
Nach dem “DonBosco-Trail” kreuzen wir die Landstraße und es ging direkt hinein in den “Winterbergs-Trail”, einer der schwereren Trails in Bad Orb.
Der Waldboden war nicht mehr so weich wie wir ihn bis jetzt kannten. Die Geologie der Hangseite ist eine ganz andere und so fuhren wir nun über steinigen Boden. Der Trail ist etwa Handtuch-breit und hat ein ständiges Gefälle. Durch schnelle Kurven und einigen Stufen ging es immer weiter runter in Richtung Bad Orb.
Auf der “Route 19” pedalierten wir überwiegend bergauf zurück in Richtung Parkplatz Haselruhe. Zwischendurch gab es noch ein paar kurze Downhills, die waren jedoch so kurz, dass man sie nicht wirklich als Trail zählen kann 😉
Unser erster Ritt auf den E-Bikes war eine super Erfahrung: Die elektrische Unterstützung schiebt einen fast mühelos bergauf. Bergab hat man dank des niedrigen Schwerpunkts der Bikes sehr gute Kontrolle und zirkelt sie perfekt auch durch enge Kurven. Bei leicht ansteigenden Trail-Passagen bekommt man ausreichend Schub zustande um sie wie bergab zu fahren – ein Vorteil, den wir auf dem “DonBosco Trail” nutzen konnten. Der Akku hält je nach Fahrergewicht und Steigung länger oder kürzer. Daniels Bike hat nach knapp 35 km schlapp gemacht. Er behauptet es läge nur an dem Gewicht des Foto- und Videoequipments…. Naja wir lassen ihn mal in dem Glauben.
Tag 3:
Da wir am Vortag doch einige Zeit mit Filmen und Fotografieren verbracht hatten, mussten wir leider den “Haseltal-Trail” auslassen und einen Tag später nachholen. Diesmal hieß es aber wieder mit eigener Muskelkraft den Berg hinauf zu pedalieren. (So ein E-Bike macht den Aufstieg doch irgendwie entspannter ;))
Der “Haseltal-Trail” ist ein gebauter Trail, der sich über 2,6 km hinunter ins Haseltal zieht. Er beginnt recht flach mit vielen Anliegerkurven. Danach wird er geradliniger und es reihen sich mehrere Sprünge hintereinander. Im Verlauf des Trails wird das Gelände auch immer steiler, so dass man weniger pushen muss und das Bike laufen lassen kann.
Parallel zur Forststraße, die wir am Anfang hinauf gekurbelt sind, geht der Trail mal flacher, mal steiler bergab. Abwechselnd fährt man Sprünge, offene Kurven und Anlieger. Vor dem letzten Abschnitt kreuzen wir ein letztes Mal die Forststraße. Hier kommt, durch die relativ großen Anliegerkurven und den natürlichen Sprüngen, bei denen man ordentlich an Höhe gewinnen kann, dann sogar etwas Bike-Park-Feeling auf. Am Ausgang des Trails kann man gemütlich die letzten Meter zum Jagdhaus Haselruhe rollen und seinen Kalorienhaushalt wieder auffüllen.
Das fiel für uns leider aus, da für den Tag noch Roßbach auf dem Plan stand.
Roßbach war dieses Jahr ein Austragungsort der Enduro-One, einer Mountainbike Rennserie für Jedermann. Zudem wird in Roßbach gerade an neuen Genehmigungen für weitere Endurostrecken gearbeitet, wir sind gespannt was da in nächster Zeit so Offizielles entsteht. In Roßbach hat sich Ralf, ein Kumpel von Alex angeschlossen, der auch das Rennen der Enduro-One in Roßbach mit organisiert hat. Also ein Local, der hier jeden Stein und Ast kennt.
Vor dem Start auf die Tour, haben wir uns noch im Café Koller mit Kuchen gestärkt. Von dort aus ging es durch den Ort Bieber immer neben dem Schwarzbach bergauf.
Nebenbei erzählte uns Ralf woher der Schwarzbach seinen Namen hat und auf was für einen Weg wir gerade nach oben radeln: So haben wir erfahren, dass in der Gegend früher viel Bergbau betrieben wurde und dass der Schwarzbach seinen Namen davon hat, dass der Bach früher von dem Metallen die aus dem Berg geholt wurden schwarz und giftig wurde. Wir radelten auf den alten Bahnstrecke der Bergwerksbetriebe was auch die gleichmäßige und relativ angenehme Steigung bergauf erklärte. Für jeden, der mehr über die Historie der Gegend erfahren möchte, stehen an allen wichtigen Stellen Infotafeln. Demnach war die Tour nicht nur etwas für den Körper, sondern auch den Geist 😉
Bevor wir aber nun in den Downhill starten konnten, mussten wir uns noch eine verdammt steile Rampe bis zur Wiesbütt hinauf quälen. Am Wiesbüttsee wurde kurz gerastet und dann die letzten Höhenmeter in Angriff genommen.
Von da an ging es nur noch den Berg hinunter, anfangs auf einem Waldweg, auf dem aber wohl so wenig Verkehr ist, dass sich hier langsam ein kleiner Singletrail bildet. Danach ging es dann in einen echten Singletrail, der anfangs entlang der Höhenlinie ging, dann aber steiler wurde. Der Trail ist naturbelassen, sodass man das Gelände genutzt hat um kleine Hindernisse wie z.B. einen Sprung über einen alten Baumstumpf zu bauen.
In Roßbach gibt es zudem noch einen Mini Bike Park, der Bike Park Rosengarten. Auf dem kleinen Pumptrack und einen Dual-Cross kann man gut seine Bike-Technik verbessern.
Was war Besonders
E-Bikes – eine Erfahrung war es wert, einmal im Gelände darauf zu fahren. Die Anstrengung ist deutlich geringer und die Distanz, die man zurücklegt, ist entsprechend größer. Wir haben zwar nur 35km geschafft, aber ohne Filmausrüstung und ständiges Mehrfach-Fahren von Passagen für schöne Videosequenzen sollte man um einiges mehr ansammeln können. Man muss sich trotzdem die ganze Zeit bewegen, denn alleine fahren sie bekanntlich nicht! Im Downhill verhalten sich die NOX-Bikes fast wie normale, nur etwas schwerere Bikes. Man kommt also gut an die Grenzen jedes Downhill-Tracks heran.
Nicht zu vergessen, wenn man viel im Boost-Modus fährt, reicht der Akku nicht so wirklich lang, dann heißt es: selber in die Pedale treten damit das schwere Bike vorankommt (wie sich das anfühlt, wird euch Daniel vielleicht eines Tages erzählen.)
Außerdem war das “Wohnen” im VW Camper von roadsurfer eine echt coole Erfahrung. Der Bulli war mit allem ausgestattet was man so auf der Tour benötigt, vom Kocher bis hin zu einer Dusche. Somit konnten wir die Biketage von morgens bis abends ausnutzen und dann nach Belieben den Standort wechseln.
Kosten
Kosten pro Person:
Für unser langes Wochenende mit 4 Personen im Campervan:
ca. 150 € / p.P.
inklusive Essen, Trinken und Übernachten auf dem Campingplatz.
Fazit
Wir waren überrascht über die Vielfalt der unterschiedlichen Trails im hessischen Spessart. Von der Schwierigkeit sind die Trails natürlich lange nicht so anspruchsvoll wie die auf den Azoren oder in Alpen – das ist klar. Aber das heißt nicht, dass sie nicht genauso viel Spaß machen. In den paar Tagen, in denen wir unterwegs waren, konnten wir nichtmal ansatzweise das volle Potenzial des Spessarts erfassen, aber es hat Lust auf mehr gemacht.
Wenn man dazu noch aus dem Frankfurter Raum kommt, ist der Spessart eine super Bike-Region, die auch nicht so weit entfernt ist. Innerhalb eines Tages kann man hin und zurück fahren und die Gegend Schritt für Schritt erkunden.
Wir finden der Spessart ist ein perfekter Spot um in die Saison zu starten. Wenn das Wetter in den Alpen noch nicht biketauglich ist oder gar noch Schnee liegt, kann man hier wunderbar seine Fahrtechnik aus dem Winterschlaf holen. Auch zum Saisonabschluss kann man hier noch ordentlich Spaß haben und das Jahr auf schönen Trails ausklingen lassen.
E-Bikes sind eine sehr gute Option für Alle, die an einem Tag viel erleben möchten und ihre Kräfte nicht bereits an die Uphills verlieren wollen. Mit guter Fahrtechnik geht fast alles, was für auch auf einem leichteren Bike bodennah machbar ist.
Biken und Campen im VW Bulli ist außerdem eine klasse Alternative um sein Budget zu schonen und möglichst viele verschiedene Orte kennen zu lernen.
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